Soziale Nachhaltigkeit

Ökologische Nachhaltigkeit des Bauens ist schon lange Thema und hat sich auch in der universitären Lehre etabliert. Hingegen ist Soziale Nachhaltigkeit von Architektur nicht so eindeutig definiert. Aus meiner Sicht ist Soziale Nachhaltigkeit dann gegeben, wenn Gebäude und Außenräume auf Menschen und ihre Bedürfnisse „eingehen“ können. Dies wird erreicht wenn möglichst viele Anforderungen der NutzerInnen in der Planung berücksichtigt werden und darüber hinaus eine Anpassbarkeit an mögliche andere zukünftige Nutzungen erleichtert wird.

Rückblickend gesehen ist mir Soziale Nachhaltigkeit schon von Anfang meiner Berufslaufbahn das zentrale Anliegen. Vorerst sichtbar am Interesse an den ersten Mitbestimmungsmodellen im Wohnbau, später vertieft durch die Ausbildung zur Mediatorin, immer genährt von einem tief empfundenen Gerechtigkeitsbewusstsein und -bedürfnis. In all meinen Planungen war mir das Erkennen und Erfüllen der Bedürfnisse der zukünftigen BenutzerInnen zentrale Motivation und Grundvoraussetzung für die Gestaltung: „form follows function“ – das heißt für mich, sie folgt sozialer Funktion.

Aufgrund dieses Interesses beschäftigte ich mich mit den Mitbestimmungsmethoden der 70iger Jahre, in denen die NutzerInnen aktiv mitplanten, mit Christopher Alexanders Pattern Language, fand zu Space Syntax, das auf der Basis von Forschung und Beobachtung ideale Räume mithilfe von Computerprogrammen erarbeitet und aufgrund meiner Herkunft aus der ersten Frauenbewegung kam Gender Planning in meinen Fokus. Dabei wurde mir, bei der Erarbeitung der Gender-Planning-Kriterien für den Neubau des Uniparks Salzburg, überdeutlich, dass es nicht nur zwei Gruppen von NutzerInnen – weibliche und männliche – gibt, sondern je nach Rolle, Stimmung, Tageszeit, etc. sehr viele verschiedene, so viele wie die Anzahl der NutzerInnen, multipliziert mit ihrer Rollenanzahl.

Aus diesen Voraussetzungen speiste sich mein Impetus zur Entwicklung einer eigenen Methode, die ich RAUM.WERTanalyse benannte. Sie geht auf die Bedürfnisse von einzelnen Individuen, bzw. spezifischen Rollen von Menschen ein und ermächtigt sie, ihre diesbezüglichen Wünsche zu erkennen und zu formulieren. Danach erst werden diese mit anderen verhandelt und aufeinander abgestimmt. Dies stärkt die Nutzenden in ihrer BauherrInnenrolle, anstatt sie zu Mit-Planenden zu machen – wie in den ersten Phasen des Mitbestimmungs-Booms – und überfordert sie nicht.