Die RAUM.WERTmethode©
Die RAUM.WERTmethode ist ein bewährtes Instrument für Beteiligungsprozesse, das Fachleuten und Laien Kommunikation auf Augenhöhe ermöglicht. In Workshops unterschiedlichster Größenordnungen werden die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer*innen ermittelt – als fundierte Grundlage für die Planung von Bildungsbauten, öffentlichen Einrichtungen, Quartieren, Freiräumen und mehr.

Entwickelt wurde die Methode von Architektin und Mediatorin Ursula Spannberger. Seit über 15 Jahren wird sie erfolgreich in der sogenannten Phase 0 eingesetzt – also noch vor Beginn der eigentlichen Planung eines Neu- oder Umbaus. Der Fokus liegt auf der frühzeitigen Einbindung der späteren Nutzer*innen sowie auf der Identifikation und Aktivierung bislang unerkannter räumlicher Potenziale.
Die RAUM.WERTmethode stellt den Menschen in den Mittelpunkt – mit besonderem Blick auf soziale Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und den konkreten Alltag der Nutzer*innen. So entstehen Räume, die nicht nur funktional, sondern auch lebenswert und zukunftsfähig sind.
Der Nutzen der RAUM.WERTmethode
Ein wesentlicher Vorteil der Methode liegt in der fundierten Bedarfsanalyse zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Projektverlauf. Sie schafft:
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Klarheit über Anforderungen und Prioritäten der Nutzer*innen
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Realistische Budgetgrundlagen
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Vermeidung späterer Planungsänderungen und damit verbundener Mehrkosten
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Frühzeitige Identifikation von Risiken und Lösungsansätzen
Das Ergebnis
Am Ende eines RAUM.WERT-Prozesses steht ein räumlicher Qualitätenkatalog sowie ein nutzungsorientiertes Raum- und Funktionsprogramm. Dieses dient als Grundlage für die weitere Planung und kann direkt an ein Architekturbüro übergeben werden oder als Basis für die Auslobung eines Architekturwettbewerbs verwendet werden.
So wird aus Beteiligung eine fundierte Planungsgrundlage – ein tragfähiges Fundament für Räume, die allen Anforderungen entsprechen.
Das Werkzeug: Die 9 RAUM.WERTe
Die RAUM.WERTe sind unser Instrument zur Beschreibung von Bedürfnissen an Raum. Sie sind das Herzstück der RAUM.WERTmethode, und haben sich für die unterschiedlichsten Anwendungen bewährt: Vom kleinsten Zimmer bis zum Stadtraum ermöglichen Sie jedem Menschen, seine individuellen Anforderungen an einen Raum, ein Gebäude oder einen Stadtraum zu formulieren.
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Nachvollziehbare Funktionszusammenhänge
Funktionen wirken auf den Raum, nicht umgekehrt!
Die von Menschen geplanten Räume erfüllen bestimmte Funktionen. Sie sind deshalb nicht einfach willkürlich aneinandergereiht, sondern sollen in ihrer Form und Anordnung die Benutzenden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützen.
Deshalb ist es wichtig, funktionale Abläufe in ihren Zusammenhängen zu erkennen und sie miteinander räumlich nachvollziehbar zu verbinden. Ein Beispiel im Kleinen ist die moderne Küchenplanung, die Arbeitsabläufe, die zusammengehören, sinnvoll nebeneinander anordnet und somit Zeit und Platz spart.
Dieser erste RAUM.WERT steht bewusst am Anfang der neun RAUM.WERTe: Es erscheint essentiell und sollte selbstverständlich sein, dass Funktionen, die zusammengehören, sich auch in örtlicher Nähe zueinander befinden. Oder wäre das doch auch anders vorstellbar …?
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Orientierung und Übersichtlichkeit
Räume führen uns von sich aus, sie geben Botschaften und Orientierung
Gebäude sollen einladend wirken, zum Eingang führen und die Menschen von dort wie von selbst weiterleiten. Wichtige Bereiche werden so auch ohne Beschilderung gefunden. Besuchende, nicht nur regelmäßig Nutzende, finden sich dadurch intuitiv zurecht und empfinden das Gebäude insgesamt als übersichtlich. Dies schafft unterbewusst ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Ein Wechselspiel von offenen Bereichen und geschützten Ecken ist nicht nur in geschlossenen Räumen wichtig, sondern auch in Außenräumen und ganz besonders bei der Planung von Städten, deren Gebäude ja die Innenwände unseres Stadtraums bilden.
Der Sinn dieses RAUM.WERTs ist es, dass sich auch Menschen, die sich erstmals in einem Gebäude aufhalten, gänzlich auf das konzentrieren können, was sie darin zu tun gedenken. Nicht abgelenkt von dem Bemühen, sich zu orientieren, sondern unmerklich, aber sicher durch das Gebäude selbst geleitet und gelenkt.
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Raumangebot und Raumqualität
Alles was in einem Raum getan werden soll, muss möglich gemacht werden
In erster Linie erfüllt ein Gebäude einen bestimmten Zweck. Wir wollen darin leben, arbeiten, lernen oder etwas ganz anderes tun. Diesem Zweck muss das Gebäude mit seinem Raumangebot entsprechen. Das heißt, es müssen genügend Räume zur Verfügung stehen, die in Größe und Form das ermöglichen, wofür sie gedacht sind, ohne dabei den wirtschaftlichen Rahmen zu sprengen.
Dazu ist es wichtig, die womöglich gegensätzlichen Bedürfnisse aller Nutzenden in Einklang zu bringen und sicherzustellen, dass für alle zu erwartenden Tätigkeiten angemessen Platz zur Verfügung steht. Manchmal sind die Ansprüche, die an einen Raum gestellt werden, so vielfältig, dass die Realisierung einiges an Kreativität erfordert. Wenn wir genauer hinsehen, gibt es nur wenige Räume, die ausschließlich einem einzigen Zweck dienen können – oder muss man sogar sagen: sollen? Denn die Ressource Platz ist kostbar und muss intelligent und vielseitig genutzt werden. All diese Voraussetzungen können nur dann erfüllt werden, wenn wir uns bewusst gemacht haben, was in den geplanten Räumen alles getan werden soll.
Flexibilität | individuelle Entscheidungsmöglichkeiten | Improvisation
Gestern Laden, heute Büro, morgen Wohnraum, übermorgen …
Alles ist im Wandel. Das spiegelt sich in immer wieder wechselnden Raumnutzungen. Wo gestern noch drei Mitarbeitende ihre Büros hatten, ist heute ein Verkaufsraum. Wo heute zwei Kinder schlafen, soll morgen ein Arbeitszimmer entstehen.
Wo sich die Anforderungen ändern, muss sich der Raum mit ihnen verwandeln und den neuen Bedürfnissen entsprechen können. Wenn diese Möglichkeiten von Anfang an mitgedacht werden, lassen sich Räume flexibel anpassen und variabel möblieren.
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Wegeführung: Weglängen und Wegqualitäten
„Funktionierende“ Räume beruhen auf funktionierender Bewegung
Bewegung und Vernetzung sind entscheidende Faktoren; deshalb sind Raum-Verbindungen besonders wichtig. Wenn sie einladend und angenehm sind, werden Wege ohne Zögern zurückgelegt, es entsteht Dynamik. Wenn man sich in diesen Verbindungsräumen aber nicht wohl oder nicht sicher fühlt, werden sie nicht angenommen und damit auch nicht so oft wie erforderlich genutzt.
Dies gilt nicht nur für Wege im städtischen Raum; ob Wege in einem Firmengebäude gerne gegangen oder lieber aufgeschoben werden, beeinflusst auch ganz konkret die Effizienz und den Output eines Unternehmens. Leben ist Bewegung: Je weniger wir uns bewegen, umso eingeschränkter wird unser Lebensradius, umso kleiner unsere Welt.
Nähe und Distanz | Hierarchie
Gemeinsam, vereinzelt, alleine – räumliche Verbindung versus Abschottung
Ob Räume geschlossen oder offen gestaltet sind, macht einen großen Unterschied. Kommunikation und Interaktion werden entweder gefördert oder gezielt in Grenzen gehalten, um den Fokus auf eine Tätigkeit zu lenken. In offenen Räumen bekommen Mitarbeitende, die einander sehen oder sogar hören können, Informationen sozusagen nebenbei mit, ohne etwas dafür tun zu müssen, für andere Tätigkeiten ist jedoch konzentrierte Ruhe nötig.
Idealerweise bietet der Raum Angebote, um flexibel wählen zu können. Allein das Wissen, dass es Möglichkeiten gibt, sich zurückzuziehen, Pause zu machen und zu ruhen löst viel an Anspannung. Gelegentlicher Rückzug ist ein Grundbedürfnis, fas oft nicht berücksichtigt wird.
Nähe und Distanz haben auch mit Hierarchie zu tun. Im klassischen Konzept des Bürogebäudes sind die Räume, die am weitesten vom Eingang entfernt sind, die der höchsten Positionen; die Vorstandsetage ist die oberste.
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Gefühltes Raumklima | Behaglichkeit
Licht | Luft | Farbe | Akustik | Materialien | Möblierung
Für das Raumklima gibt es gesetzlich definierte Grenz- und Richtwerte – etwa für Temperatur, Luftqualität, Licht und Akustik. Diese Normen schaffen wichtige Grundlagen, reichen jedoch nicht aus, um das subjektive Wohlbefinden in einem Raum zu erfassen. Denn Behaglichkeit ist eine sehr individuelle Empfindung: Was der eine als angenehm empfindet, kann für die andere störend sein.
Schon kleine, flexible Anpassungen an persönliche Vorlieben – etwa bei Farbgestaltung, Materialien oder Lichtstimmung – können einen Raum spürbar lebendiger und einladender machen.
Während sich manche Menschen in hell ausgeleuchteten Büroräumen wohlfühlen, bevorzugen andere eine gedämpfte Atmosphäre mit individuell einstellbaren Lichtquellen, die Geborgenheit vermitteln – fast wie eine schützende Lichtglocke.
Auch die Wirkung von Pflanzen im Innen- und Außenraum ist wissenschaftlich gut belegt: Sie verbessern das Raumklima, senken die Temperatur, erhöhen den Sauerstoffgehalt und wirken gleichzeitig positiv auf unser emotionales Wohlbefinden. Was lange nur im Wohnbereich genutzt wurde, hält zunehmend Einzug in Arbeits- und öffentliche Räume – mit spürbaren Effekten auf Atmosphäre und Aufenthaltsqualität.
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Anziehungspunkte und Verbindungselemente | Lieblingsplätze
Markante Orte schaffen Kommunikationsräume
Das Prinzip, dass bestimmte Elemente intuitiv Verbindungen schaffen – etwa ein Spielplatz im Park oder eine Sitzgruppe im Büro –, lässt sich wirkungsvoll auf die Planung von Stadträumen, Gebäudekomplexen oder größeren Innenbereichen übertragen.
Ein Brunnen oder Wasserlauf im urbanen Raum wirkt als natürlicher Anziehungspunkt – für Einheimische ebenso wie für Besucher*innen. Im Arbeitsumfeld kann ein gezielt platzierter Kaffeetisch zur Schnittstelle werden: Er fördert spontane Begegnungen, den informellen Austausch und den fließenden Transfer von Wissen.
Denn trotz aller digitalen Tools bleibt der persönliche Kontakt durch nichts zu ersetzen: Im Homeoffice vermissen viele Beschäftigte genau diesen zwischenmenschlichen Austausch am meisten.
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Außenwirkung
Selbstbild – Fremdbild
Jede bauliche Maßnahme bedeutet Veränderung des Gewohnten, wirkt auf ihre Umgebung und spricht zu ihr. Aber stimmt der Eindruck, den das Gebäude vermittelt, auch mit dem Bild, das die Verantwortlichen nach außen kommunizieren wollen, überein?
Die Wahrnehmung durch Betrachtende unterscheidet sich oft deutlich von der gewünschten Wirkung: Selbstbild und Fremdbild klaffen häufig weit auseinander. Um ein authentisches Gesamtbild zu vermitteln, muss das Gebäude in Lage, Größe, Form, Farben und der Wahl der Materialien „passen“. Erst dann vermittelt es eine in sich stimmige Aussage.
Mit diesem RAUM.WERT sprechen wir über die Botschaft, die ein Gebäudenach außen vermittelt.

Sie möchten mehr über die RAUM.WERTmethode erfahren?
„Raum wirkt“ von Ursula Spannberger – das Buch zur RAUM.WERTmethode! Ein wertvolles Praxishandbuch für alle, die sich mit der Wirkung von Raum beschäftigen. 160 Seiten, 110 Farbabbildungen, 20 x 26 cm, erschienen im November 2021. ISBN 978-3-86935-417-0
34,90€
Sie können das Buch bei uns oder beim Verlag bestellen:
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