RAUM.WERTE

Am Beginn der Entwicklung der RAUM.WERTanalyse stand als bestimmende Frage wie Gebäude, Innen- und Außenräume ihr höchstes Potential, dh optimale Wirkung auf die Menschen, die in ihnen leben und arbeiten, dh sie benützen, entfalten können. Die Anwendung ist daher auch userInnen- und nicht nur expertInnenzentriert. Die Beurteilungsparameter der benutzungsorientierten RAUM.WERT-Analyse bringen uns weg von den Kriterien so genannter „guter“ oder „schlechter“ Architektur, weg von der subjektiven Einteilung in „schön“ und „hässlich“, aber auch weg von der rein materiell definierten Bestimmung des „Nutzwerts“, hin zu objektiv nachvollziehbaren UND auf das persönliche Befinden und die Bedürfnisse der NutzerInnen abgestimmten Kriterien:

Diese RAUM.WERTE – qualitativ messbare Indikatoren – mit denen die benutzungsorientierte RAUM.WERTanalyse arbeitet, sind:

Funktionen wirken auf den Raum, nicht umgekehrt!

Von Menschen geplante Räume dienen bestimmten Funktionen. Sie sind deshalb nicht einfach willkürlich aneinander gereiht, sondern sollen in ihrer Form und Anordnung die Benutzenden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützen. Deshalb ist es wichtig, funktionale Abläufe in ihren Zusammenhängen zu erkennen und sie miteinander räumlich nachvollziehbar zu verbinden. Ein Beispiel im Kleinen ist die moderne Küchenplanung, die Arbeitsabläufe, die zusammen gehören, sinnvoll nebeneinander anordnet und somit Zeit und Platz spart.

Räume führen uns von sich aus, sie geben Botschaften und Orientierung

Gebäude sollen einladend wirken, zum Eingang führen und danach die Menschen von selbst weiter leiten. Die wichtigsten Bereiche werden so auch ohne Beschilderung gefunden. Nicht nur interne Nutzende, sondern auch Besuchende finden sich intuitiv zurecht und empfinden das Gebäude dadurch insgesamt als übersichtlich. Dies schafft unterbewusst ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Das Wechselspiel von offenen Bereichen und geschützten Ecken ist nicht nur in geschlossenen Räumen wichtig, sondern auch in Außenräumen und ganz besonders bei der Planung von Städten.

Alles was in einem Raum getan werden soll, muss möglich gemacht werden

In erster Linie erfüllt ein Gebäude einen bestimmten Zweck. Wir wollen darin leben, arbeiten, lernen oder etwas ganz anderes tun. Diesem Zweck muss das Gebäude mit seinem Raumangebot entsprechen. Das heißt, es müssen genügend Räume zur Verfügung stehen, die in Größe und Form das ermöglichen, wofür sie gedacht sind, ohne dabei den wirtschaftlichen Rahmen zu sprengen. Dazu ist es wichtig, die womöglich widerstreitenden Bedürfnisse aller Nutzenden in Einklang zu bringen und sicher zu stellen, dass für alle zu erwartenden Tätigkeiten angemessen Platz zur Verfügung steht.

Gestern Laden, heute Büro, morgen Wohnraum, übermorgen …

Alles ist im Wandel. Das spiegelt sich auch in immer wieder wechselnden Raumnutzungen. Wo gestern noch 3 Mitarbeitende ihre Büros hatten, ist heute ein Verkaufsraum. Wo heute 2 Kinder schlafen, soll morgen ein Arbeitszimmer entstehen. Wo sich die Anforderungen ändern, muss sich der Raum mit ihnen verwandeln und den neuen Bedürfnissen entsprechen können. Wenn diese Möglichkeiten von Anfang an mitgedacht werden, lassen sich Räume flexibel anpassen und variabel möblieren.

„Funktionierende“ Räume beruhen auf funktionierender Bewegung

Bewegung und Vernetzung sind entscheidende Faktoren. Deshalb sind Raum-Verbindungen besonders wichtig. Wenn sie einladend und angenehm sind, werden Wege ohne Zögern gemacht, es entsteht Dynamik. Wenn man sich in diesen Verbindungs-Räumen aber nicht wohl oder nicht sicher fühlt, werden sie nicht angenommen und damit auch nicht so oft wie erforderlich genutzt. Dies gilt nicht nur für Verbindungen im kommunalen Raum. Die Effizienz eines Unternehmens wird konkret davon beeinflusst, ob Wege gerne gemacht oder lieber aufgeschoben werden.

Gemeinsam, vereinzelt, alleine – räumliche Verbindung versus Abschottung

Ob Räume geschlossen oder offen gestaltet sind macht einen großen Unterschied. Kommunikation und Interaktion werden so entweder gefördert oder gezielt in Grenzen gehalten um den Fokus auf eine Tätigkeit zu lenken. Mitarbeitende, die einander sehen oder sogar hören können, bekommen Informationen sozusagen nebenbei mit, ohne etwas dazu tun zu müssen, für andere Tätigkeiten ist jedoch konzentrierte Ruhe nötig. Idealerweise bietet der Raum Angebote, um nach Erfordernis zwischen diesen Möglichkeiten flexibel wählen zu können.

Licht | Luft | Farbe | Akustik | Materialien

Es gibt gesetzlich festgelegte Indikatoren für die Kriterien des Raumklimas. Doch Schönheit liegt im Auge des Betrachters und ob jemand eine bestimmte Farbe oder ein Material als angenehm empfindet, ist sehr unterschiedlich. Ein lebendiger Raum kann den individuellen Vorstellungen schon durch kleine Anpassungen flexibel entgegen kommen. Licht z.B. verändert das Raumempfinden auf effektive Weise: Ist der ganze Raum ausgeleuchtet oder gibt es einzelne Lichtinseln? Lässt sich Lichtfarbe und Helligkeit anpassen? Zur individuellen Bewertung kommen noch die unterschiedlichen Nutzungen eines Raumes, denen damit leicht und schnell entsprochen  werden kann.

Markante Orte schaffen Kommunikationsräume

Wie in einem Park ein Spielplatz oder eine Sitzgruppe als intuitive Verbindungselemente wirken, kann dieses Prinzip auch auf die Planung von Stadträumen, Freiräumen, Gebäudegruppen oder innerhalb von größeren Gebäuden angewendet werden. Ein strategisch günstig platzierter Kaffeetisch in einem Unternehmen schafft zufällige Begegnungen und ermöglicht einen informellen Transfer an Wissen und Informationen. Ein Brunnen oder Wasserlauf im städtischen Bereich ist ein natürlicher Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste. Diese Angebote wirken kommunikativ und verbindend und bauen auf bereits Vorhandenem auf.

Selbstbild – Fremdbild

Jede bauliche Maßnahme bedeutet Veränderung des Gewohnten, wirkt auf ihre Umgebung und spricht zu ihr. Aber stimmt der Eindruck, den das Gebäude vermittelt, auch mit dem Bild, das die Verantwortlichen nach außen kommunizieren wollen, überein? Die Wahrnehmung durch Betrachtende unterscheidet sich oft deutlich von der gewünschten Wirkung, Selbstbild und Fremdbild klaffen häufig weit auseinander. Um ein authentisches Gesamtbild zu vermitteln, muss das Gebäude in Größe, Form, Farben und der Wahl der Materialien „zu uns passen“. So bekommt es eine in sich stimmige Aussage.